Fantom Freedom
Ein Tanztheaterstück von Karel Vaněk
Ein Land wird befreit, nachdem es besetzt war. Ein Häftling wird aus der Haft entlassen und steht mit einer Tüte alter Habseligkeiten in der Freiheit. Im Sommer grillen wir unter freiem Himmel oder baden nackt, wenn diese Freizügigkeit erlaubt ist. „Ich bin so frei“ lautet eine charmante Rechtfertigung, um sich Dinge, Bemerkungen, Handlungen herauszunehmen. Wenn ein Atomkraftwerk außer Kontrolle gerät, dann wird Strahlung frei, wenn ein Flugzeug aus der Routine des Auftriebs gerät, dann droht der freie Fall. Die maximale Freiheit von Materie ist tödlich: Vacuum ist eine beliebte Metapher und umschreibt Mangel, Abwesenheit und Leere. Der sogenannte „Horror vacui“, der Schrecken vor der Leere, verbindet uns Menschen mit der Natur. Genau wie sie Leere „vermeidet“, so fürchtet der Mensch die Freiheit ohne Struktur und Ziel. Ist also Freiheit nur ein Fantom? Ein Gespenst, das uns im Kopf und Körper herumspukt? Eine notwendige Utopie wie Liebe, Gott und Glück?
Tanz: | Lina Puodžiukaitė, Olaf Reinecke, Karel Vaněk |
Choreografie: | Karel Vaněk in Zusammenarbeit mit dem Ensemble |
Dramaturgie: | Guido Preuß |
Konzept, Inszenierung: | Karel Vaněk |
Bühnendesign: | Frank Chamier |
Lichtdesign: | Markus Becker |
Texte: | Guido Preuß, Karel Vaněk |
Musik: | Alva Noto, Ryuji Ikeda, Taylor Deupree |
Technik: | Florian Hoffmann |
Produktion: | Černá Vaněk Dance, Theater in der Brotfabrik Bonn |
Förder*innen: | Ministerpräsidentin des Landes NRW, Fonds Darstellende Künste, Stadt Bonn |
Presse
„ spielt in seinem neuen Stück ironisch mit den Phantomen der totalen Freiheit…Da sausen sie als Versuchstiere auf allen Vieren durchs Himmelslabor, knallen gegen Wände und rappen den Sputnik. Sie bejubeln die Errungenschaften der sozialistischen Freiheit und ohrfeigen sich schließlich selbst…Und dann platzt jemand in den Tanzsaal und verkündet: „Kaffee ist fertig." Prompt sind die drei weg, und keiner weiß, ob’s weitergeht. Ist das jetzt die ultimative Freiheit? … Überraschende geistige Irritationen sind ebenso wenig ausgeschlossen wie verrückte Leibesübungen bei dieser humorvoll frechen, tänzerisch kraftvollen Freiheitserforschung. Und irgendwo zirpt immer ein Handy, weil wir ja im Netz so fürchterlich frei sind… "
(Elisabeth Einecke-Klövekorn, „kultur" – Das Magazin, März 2010)
„Die Ausdruckstonlagen changieren dabei zwischen absurd und skurril oder zärtlich und ergreifend…Ein Meisterstück der Satire ist der Jubelchor, in dem heftiges Winken in erschöpftes Sich-Selbst-Ohrfeigen umschlägt. Es gibt Geschlechterkämpfe, versonnene Ausdrucksstudien und einen hinreißenden, von Vaněk geröhrten Blues, bei dem die Körper seiner Mitstreiter zu Rhythmusinstrumenten werden. Schon allein für diese Nummer lohnt sich der Besuch."
(Mathias Nofze, General-Anzeiger Bonn, 23.01.2010)